Donnerstag, 27. Dezember 2007

Fragebogen an Marcel Proust

Es galt zu Zeiten von Marcel Proust als "Gesellschaftsspiel", diesen Fragebogen auszufüllen. Aufmerksam wurde ich darauf, weil ich diesen Fragebogen auf der HP von Kurt Palm entdeckte. Nunmehr also der Fragebogen samt meinen Antworten (übrigens ist jeder dazu eingeladen, sich selbst Gedanken darüber zu machen, und die Fragen vielleicht auch für sich oder öffentlich zu beantworten):



Was ist für Sie das grösste Unglück ?
Soziale Ausgrenzung und Armut


Wo möchten Sie leben ?
In einer friedvollen Welt, wo kein Mensch verhungern muss, und alle
Menschen Zugang zu trinkbarem Wasser haben


Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück ?
Liebe

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten ?
Fehleinschätzungen

Ihre liebsten Romanhelden ?
Atreju, Nick und Stiller


Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte ? Jesus von Nazareth


Ihre Lieblingshelden in der Wirklichkeit ?
Kämpferinnen und Kämpfer gegen Windmühlen


Ihre Lieblingshelden in der Dichtung ?
Pinocchio und Garp


Ihre Lieblingsmaler ? Egon Schiele und Alfred Kubin


Ihr Lieblingskomponist ? Philip Glass


Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten ?
Intellekt und Kreativität


Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten ?
Einfühlungsvermögen und innere Schönheit


Ihre Lieblingstugend ? Vergebung


Ihre Lieblingsbeschäftigung ? kreativ sein


Wer oder was hätten Sie sein mögen ? Ein Zeitzeuge von Jesus


Ihr Hauptcharakterzug ? Nachdenklichkeit


Was schätzen Sie bei ihren Freunden am meisten ? Authentizität


Ihr größter Fehler ? Misstrauen


Ihr Traum vom Glück ? Ein Dasein als Schriftsteller ohne Geldsorgen


Was wäre für Sie das größte Unglück ?
Ein Pflegefall zu sein


Was möchten Sie sein ?
Immer ein Suchender


Ihre Lieblingsfarbe ? grün


Ihre Lieblingsblume ? Sonnenblume


Ihr Lieblingsvogel ? Kauz


Ihr Lieblingsschriftsteller ? Paul Auster


Ihr Lieblingslyriker ? Ernst Jandl


Ihre Helden in der Wirklichkeit ? Menschen mit Rückgrat


Ihre Heldinnen in der Geschichte ? Sophie Scholl und
Maria Magdalena

Ihre Helden in der Geschichte?
Mahatma Gandhi und Jesus von Nazareth

Ihre Lieblingsnamen ? Sebastian und Jessica


Was verabscheuen Sie am meisten ? Falschheit, Gier und
Streben nach Macht


Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten ?
Hitler, Stalin und George W. Bush junior


Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten ?
Jeglichen Widerstand gegen scheinbar übermächtige Aggressoren


Welche Reform bewundern Sie am meisten ?
Egal, wo es geschieht: Abschaffung der Todesstrafe


Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen ?
Zeichnerisches Talent


Wie möchten Sie sterben ?
Schmerzfrei und bewusst


Ihre gegenwärtige Geistesverfassung ?
Nachdenklich


Ihr Motto ? Carpe diem

Samstag, 22. Dezember 2007

Gedanken zum vierten Advent

Einer meiner Lieblingsfilme ist Before sunrise, der in Wien spielt, und der einen jungen Amerikaner (Ethan Hawke) und eine junge Französin (July Delpy) durch die Stadt flanieren lässt. Abgesehen von der touristischen Attraktivität sind es die ungewöhnlichen Gespräche zwischen den beiden von den Schauspielern verkörperten Protagonisten, welche diesen Film auszeichnen.

Im Zuge eines Gespräches erzählt der junge Mann von einem Freund, der vor kurzem Vater wurde. Freilich war er glücklich über die Geburt seines Kindes, doch gleichzeitig war ihm bewusst, dass mit der Geburt dieses kleinen Menschen auch dessen Tod vorprogrammiert ist. Leben und Tod gehören zusammen wie zwei Geschwister, die sich schneller oder langsamer aneinander annähern. Manche Menschen sterben sehr schnell nach oder sogar vor der Geburt, andere werden über 100 Jahre alt. Diese scheinbare Ungerechtigkeit kann nur dadurch relativiert werden, indem die (Erden)präsenz nur als Vorahnung einer höheren Dimension das Bewusstsein durchflutet. Die kleinen Kinder sind noch ganz nahe bei Gott, wie es Sinead O´ Connor in einem ihrer besten Lieder (All babies are born) beschreibt. Im Laufe der Jahre kann dieser Bezug völlig verloren gehen.

An Weihnachten feiert die Christenheit die Geburt von Jesus von Nazareth, dessen Todesumstände uns überliefert wurden. Was diesem Menschen im Laufe seines Lebens widerfuhr, können wir nur schwer nachvollziehen. Darum soll es jetzt auch gar nicht gehen. Denn wir vermögen es leicht, uns vorzustellen, wie es Maria und Josef erging, als sie auf der Suche nach einer Herberge waren. Ihnen war kalt, und sie hatten schließlich das Glück, einen kleinen Stall beziehen zu dürfen, in dem ihnen ihr Sohn geboren wurde. Den Rest der Geschichte kennen wir. Doch diese Besonderheit einer Geburt in einem kleinen Stall erinnert an die Gefahr, die das Leben von Anfang an mit sich bringt. Jesus hatte die schlechtesten Voraussetzungen, um auch nur ein paar Jahre zu überleben, wovon später in der Bibel die Rede ist. Bis ihn der göttliche Funke wieder streifte, mögen ein paar Jahre vergangen sein. Doch die Bewusstheit der Verbindung zu Gott ist bei ihm von Anfang an vorhanden wie bei jedem anderen Menschenkind. Es ist nicht wesentlich, ob Jesus mit Gott gleichgesetzt wird oder nicht. Es ist nicht wesentlich, ob an die Trinitätslehre dogmatisch geglaubt wird oder nicht. Es ist aber wesentlich, dass jeder Mensch bei seiner Geburt so nahe bei Gott war wie es bei Jesu Geburt der Fall war.

Jesus ging später auf Spurensuche, und er näherte sich wieder Gott an. Er verstärkte seine Beziehung, und wurde schließlich zu einem Menschen, der seinen Mitmenschen von dieser oft verschütteten Beziehung zu Gott erzählte. Die geweihte Nacht ist eine Begebenheit, die den Menschen mit Gott verbindet. Die Sterblichkeit ist jedem Geschöpf gegeben, und die Lebensuhr beginnt mit der Geburt abzulaufen. Das Entscheidende ist, was wir mit diesem Leben machen, und welche Bedeutung wir dem Leben beimessen. Gerade Weihnachten ist dazu angetan, über diese wichtigen Fragen nachzudenken. Das Leben mag mehr sein als ein bloßes Glückspiel der unterschiedlichsten Voraussetzungen. Davon erzählt auf wunderbare Weise die Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium, die sehr gerne am Weihnachtsabend nicht nur in den Mitternachtsmetten vorgelesen wird.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Atheismusdebatte im "neuen Club 2"

In der zweiten Ausgabe des „neuen Club 2“ ging es ein paar Tage vor Weihnachten um den angeblichen Atheismus-Boom, der von einem merkwürdigen Evolutionsbiologen manifestiert worden sein soll. Ich mache an dieser Stelle freilich keine Werbung für ein pseudowissenschaftliches Buch, das ohnehin die Bestseller-Listen hinaufgeklettert ist. Mich beschäftigt vielmehr die Frage, wie es möglich sein kann, dass ein solcher Schwachsinn zudem auch noch Hauptanlass für eine Diskussionssendung im ORF sein kann?

Angeschaut habe ich mir diesen farblosen Klon einer einst fantastischen Talk-Runde wegen eines Teilnehmers, der von einem Obdachlosen Pfaffenheini genannt worden ist, und sich seitdem selbst so nennt. Gegen die ihm gegenübersitzenden drei Atheisten hatte er kaum Chancen, zu Wort zu kommen, wie überhaupt die Glaubensfraktion weit weniger Sendezeit in Anspruch nahm als die Gegenseite. Doch was er sagte, das saß. Für mich nichts Neues, weil der Pfaffenheini für ungewöhnliche Anschauungen gut ist. Gleichzeitig ist es die manifeste Widersprüchlichkeit, die seine Persönlichkeit interessant macht. Das hat dazu geführt, dass ich seine HP genau unter die Lupe genommen, und viel Spannendes gefunden habe (www.pfaffenheini.net). Er verteidigt seinen Glauben nicht mit Pauken und Trompeten, sondern belegt durch seine persönliche Geschichte, seine Erkenntnisse und seinen Zugang zu den wichtigsten Fragen des Lebens die Gründe für seine Entscheidung, den Beruf des Geistlichen und Seelsorgers gewählt zu haben.

Die Diskussion rund um den Atheismus führte zu einer merkwürdigen Situation. Zwei der drei „praktizierenden“ Atheisten provozierten und minimierten die Glaubensbasis der Gegenseite, was zu einigen Wortgefechten führte. Nur ein sich selbst als „agnostischen Atheisten“ bezeichnender Philosoph vermochte, mit seinen Worten ein wenig zu beschwichtigen. Ein Diskussions“krieg“ zwischen Glaubenden und Atheisten konnte auch nicht Sinn der Sache sein.

Was am Ende für ein Resümee zu ziehen ist, weiß ich nicht. Der als Moderator reichlich ungeeignete Michael Köhlmeier brach die Diskussion zudem zu einem Zeitpunkt ab, wo sie gerade erst so richtig begonnen hatte. Mit „open end“ wie in guten alten Zeiten will sich dieses Sendeformat also erst gar nicht schmücken. Immerhin wurde durch diese sehr kontrovers geführte Diskussion vielleicht so manchem Zuschauer bewusst, wie eindimensional die „Hintergründigkeit“ des Atheismus sich darstellen kann. Und dann den Gläubigen der Runde ins Gesicht zu werfen, dass deren Weltsicht ziemlich beschränkt sei, entspricht einer beträchtlichen Beleidigung, die von Köhlmeier in keinster Weise relativiert wurde. So mussten sich zwei Seelsorger mit einer Dame abmühen, deren Ansinnen es war und ist, kuriose Gedankenspielchen auszutragen.

Es wäre eine gute Idee gewesen, noch vor Weihnachten eine zweite Runde zu bestreiten, in der es nicht um Atheismus, sondern den Glauben an Gott geht. Vielleicht hätte sich die Sache dann umgedreht, und die Gläubigen hätten mehr Wortmeldungen zugestanden bekommen. Zwar können gläubige Menschen durchaus über Atheismus reden – doch eigentlich ist das nur eine Chiffre, die längst im Inneren keinen Platz mehr hat. So wird diese Diskussion als einseitige Themenverfehlung in die Geschichte eingehen. Denn was spricht dagegen, in einer Sendung über den „Atheismus-Boom“ auch über Glaubensdinge zu sprechen, und den Gläubigen nicht ständig ins Wort zu fallen, weil es ja so ungemein konstruktiv ist, atheistische „Erkenntnisse“ als logische Konsequenzen rationalen Denkens zu beschreiben?

Dienstag, 18. Dezember 2007


Rechtzeitig vor Weihnachten ist der zweite Teil meines Kafka-Projekts

"Der Geist"

erschienen.

Zum Text:

"Es ist unmöglich, Kafkas Figuren in jener Weise in die heutige Zeit zu transportieren, sodass die Leser ganz in der Welt Kafkas landen, als ob er bis zum heutigen Tage sein Werk fortgesetzt hätte", sagt Jürgen Heimlich. Der Autor wagt das Projekt die Figuren Kafkas in die heutige Zeit zu stellen. Mit viel Neugierde begegnet er bedeutenden Figuren aus dem erzählerischen Werk von Kafka und versucht sich ihnen anzunähern. Er orientiert sich nicht an der literarischen Größe Kafkas, aber an seinen Figuren. Wie wären seine Figuren heute zu verstehen? Wie würden sie sich in unserer Welt fühle? Kafkas Wesen zu decodieren ist meist schwer, da zeigt sich die "Zeitreise" als spannendes Hilfsmittel.Im Original "Unglücklichsein" wird der Erzähler von einem Gespenst besucht und von Ängsten verfolgt. Hier ist es ein Kind, das auf den Unglücklichen trifft. Und es handelt von der Verbindung von Unglücklichsein und Verzeihen."Ja, ich bin Magnus", antwortete ich. "Und wer bist du?""Das tut nichts zur Sache", sagte das Kind. "Du bist einsam. Du hast keine Perspektive. Dein Leben ist lustlos. Du würdest am liebsten für immer diese Welt verlassen." Ich staunte über dieses Kind, das mich durchschaut hatte."

Das Mobilebook ist über

http://www.mobilebooks.com/content/view/1007/32/

bestellbar, und kostet 3 €.

Montag, 17. Dezember 2007

Gedanken zum dritten Advent

Wer den Begriff „Himmel“ hört, bei dem fangen schnell die Engel an zu singen. Tatsächlich sind Himmel und Engel eng miteinander verbunden. Eines meiner ersten Weihnachtsbücher, die ich als Kind gelesen habe, beschäftigte sich mit der Weihnachtsbäckerei, die freilich von Engeln geleitet wird. Im Himmel herrscht also um die Weihnachtszeit Hochbetrieb, und die Engel tun ihre Arbeit hervorragend.

Der andere Pol ist die „Hölle“, wo der Teufel sein Werk tut. Lange Zeit habe ich das Fegefeuer als schreckliche Vorstellung imaginiert. Der Teufel als größter Feind Gottes, und die katholische Kirche verfügt ja über einige Exorzisten, die diesen Job sehr ernst nehmen.
Es gibt also nicht wenige Menschen, welche die Existenz des Teufels, der sich überall ausbreiten kann, wo er will, als gesichert ansehen. Dabei berufen sich diese auf eine Bibelstelle, in der Jesus den Teufel in die Schweine „entsendet“. Abgesehen davon, dass es unsinnig ist, die Bibel wortwörtlich zu nehmen, ist es genauso befremdlich, aus einer Bibelstelle heraus die Existenz des Teufels und somit auch seine Austreibung als gesichert anzusehen.

Der Himmel ist für mich längst jener Ort, wo eine Verbindung zu Gott besteht, während in der Hölle diese Verbindung abgebrochen ist. Von Gott abgeschnitten zu sein bedeutet, das Wunder der Schöpfung als glücklichen Zufall zu beschreiben, was zwar legitim, für den Gläubigen aber nicht nachvollziehbar ist. Der Himmel hängt nicht nur voller Geigen, und die Engerln machen nicht nur gern in Urlaub in Wien, sondern überall.

Weihnachten ist auch ein himmlisches Fest. Die Geburt Jesu kann eine Neugeburt des Menschen auslösen. Denn wir alle waren einmal Kinder, und sind für immer Kinder Gottes. Gott zeigt sich in jedem Kind, und die Beziehung der Menschen zu Gott hängt auch mit deren Vertrauen in die Herrlichkeit der Schöpfung zusammen. Vertrauen ist Voraussetzung dafür, dass eine Beziehung wachsen kann. Und an der Beziehung zu Gott zu arbeiten, bedeutet, dieses Vertrauen stetig wachsen zu lassen.