Mittwoch, 6. Februar 2008

Begegnung am Zentralfriedhof

Wer einer Rezension, die in einer österreichischen Qualitäts-Zeitung erschien, Glauben schenkt, der wird es sich ersparen, den Film über das Leben von Hansi Hölzel alias „Falco“ anzuschauen. Tatsächlich finde ich einerseits den Rummel rund um den 10. Todestag dieses österreichischen Ausnahme-Musikers übertrieben, andererseits zeigte es nicht unbedingt von besonderem Fingerspitzengefühl, Thomas Roth mit dem Drehbuch und der Regie des „Falco“-Films zu betrauen. Thomas Roth ist seines Zeichens der Sohn des – zweifellos – sehr guten österreichischen Autors Gerhard Roth, der also seinen Sohn nicht davon abgehalten hat, eine Schmonzette zu schreiben und zu inszenieren. Hm, ich schreibe dies also, ohne den Film gesehen zu haben… Aber, keine Sorge, ich vertraue ganz auf die Erkenntnisse, die mir bereits vorab zugänglich sind; so findet etwa auch die Mutter von Hansi Hölzel das Drehbuch schlecht, und dem Leben ihres Sohnes nicht angemessen... wenngleich – vielleicht wird „Falco“ doch ein „Denkmal“ gesetzt, das ihm würdig ist?

Ja, aber IST „Falco“ nicht schon ein Denkmal, und jeder Versuch, ihm – bspw. filmisch – gerecht zu werden, zum Scheitern verurteilt? „Amadeus“, „Jeanny Part 1“, „Jeanny Part 2“, und „Helden von heute“ zählen zu meinen absoluten Lieblings-Songs des „Falken“, der eine außerordentliche Bandbreite an musikalischer Qualität hinterließ. Ach, und bei all dem Rummel ist mir sein 10. Todestag doch einen Eintrag in dieses – manchmal sträflich vernachlässigte – Weblog wert? Der Grund dafür liegt darin, dass ich vor ein paar Tagen von einem jungen Mann auf dem Wiener Zentralfriedhof angesprochen wurde, der mich fragte, ob ich denn wisse, wo sich das Grab von „Falco“ befände? Ja, und ich führte den jungen Mann fast blindlings zum Grab, was ihm freilich behagte. Auf dem Weg sprachen wir über all den Rummel, und mein Begleiter erzählte mir auch vom tragischen Drogentod eines seiner Bekannten. Das Leben kann so verdammt kurz sein, und „Falco“ hätte noch verdammt viel als Künstler zu sagen gehabt, aber sein Schicksal wollte es anders. Es sind so viele Menschen auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben worden, deren Tod zu früh gekommen war. Wir sollten den lieben Menschen, die uns vorausgegangen sind, nicht nur an bestimmten Tagen des Jahres gedenken. Sie alle haben diese Welt mit ihrem Dasein bereichert, auch wenn es bei so manchem Zeitgenossen nur schwer zu glauben sein mag. Das große Gedenken an Hansi Hölzel ist nur ein kleiner Puzzlestein im Mosaik der Menschheit. Jeder andere Mensch – auch der junge Mann, der elendiglich an einer Überdosis starb - ist es wert, bedacht zu werden.

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