Montag, 30. Juni 2008

Fußball-EM, Teil 10: Das Wunder von Wien

Vor der EM ist nach der EM. Nur eineinhalb Stunden nach dem Europameistertitel der galant aufspielenden Spanier wiederholte das österreichische Fernsehen jenen Film, der als Persiflage die Unmöglichkeit vorwegnahm, dass das österreichische Fußballnationalteam in der Lage sei, den Europameistertitel zu holen. Doch hinter dieser äußerst witzigen Dokumentation, an der sich zahlreiche Sportjournalisten, Ex-Fußball-Profis, und insbesondere Trainer und Funktionäre aus Österreich, Deutschland und Polen als Schauspieler beteiligten, steckte ein Körnchen Wahrheit.

Was nämlich hätte passieren können, wenn das Team Österreichs einen durchschlagskräftigen Stürmer wie den im Film gnadenlos umschwärmten Hruska tatsächlich im Kader hätte? Das Problem des österreichischen Teams war nämlich keineswegs zu wenig Fantasie, taktische Umsetzung oder Nervosität ob des Heimvorteils…
Es fehlt eindeutig ein Stürmer mit Weltklasse-Format, der dazu in der Lage ist, ein Spiel mit seiner Präsenz zu entscheiden. Gegen Kroatien, Polen und Deutschland wären leicht 5 Punkte, und im besten Fall also der Aufstieg ins Viertel-Finale möglich gewesen, gäbe es einen unbändigen Stürmer wie Hruska.

So verabschiedete sich das Team schnell vom Turnier, und es kam, wie es oft kommt: Die Deutschen profitierten von der für sie günstigen Auslosung, und kämpften sich mit Glück und Tücke bis ins Finale vor. Die Spanier zeigten außer gegen Italien ausgezeichnete Leistungen, und hätten Deutschland im Finale eigentlich zerlegen müssen. Der Europameister-Titel für die solange bei großen Turnieren erfolglosen Spanier ist absolut verdient.

Überhaupt war es ein Turnier der offensiv orientierten Mannschaften. Neben den Spaniern zeigten die Russen und die Holländer herrlichen Fußball. Das Pech war nur, dass schon im Viertelfinale eines dieser drei Teams ausscheiden musste.

Das Fazit dieser Europameisterschaft ist nicht nur, dass das prognostizierte „Wunder von Wien“ nicht zustande kam. Es bestätigten sich viele Regeln, und am Ende konnte sich doch ein Team zum Europameister krönen, das Fußball nicht nur kampfkräftig betreibt.

Vor der EM ist nach der EM. Einmal war Österreich dabei, und dabei wird es wohl lange bleiben. Wir Österreicher konnten im eigenen Land eine historische Situation beobachten, und miterleben, von der wir den Nachgeborenen noch in Jahrzehnten erzählen werden…

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