Freitag, 27. Juni 2008

Fußball-EM, Teil 9: Vom Gesetz der Serie

Als die Spanier im Viertel-Finale auf die Italiener trafen, gab es sicher nicht viele Fußball-Fans, die an einen Sieg der Spanier glaubten. Zu lange war es her, dass Spanien bei einem Großereignis den Italienern gewachsen waren. Auch in diesem Spiel sah es bis zum Elfmeter-Schießen so aus, als ob sich am Gesetz der Serie nichts ändern würde. 88 Jahre!!! waren vergangen seit dem letzten großen Sieg der Spanier gegen die Italiener, und nun?
Ich hatte eine Vorahnung, dass sich diesmal die Geschichte ändern würde. Die Spanier hatten wie fast immer gegen Italien dominiert, weit mehr Spielanteile und Torchancen. Italien brachte in vier Spielen kein einziges Tor aus dem Spiel zustande.

Und meine Vorahnung bestätigte sich. Die Spanier setzten sich gegen Italien ausgerechnet im Elfmeter-Schießen durch. Ich weiß nicht, wie lange es her gewesen ist, dass Spanien überhaupt im Elfemeter-Schießen siegreich war. Dieser historische Sieg der Spanier war sicher die Initialzündung für das Spiel der gegen die Holländer fantastisch aufspielenden Russen. In der Vorrunde waren die Russen noch naiv in Konter gelaufen, diesmal aber spielten die Spanier nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte groß auf. Der Spielmacher Arschawin war völlig abgemeldet, und in der zweiten Halbzeit marschierten die Spanier immer wieder mit Vollkraft Richtung gegnerisches Tor. Die Tore waren nur eine Frage der Zeit, und die Russen kamen erst beim Stand von 0:3 zur einzigen großen Tor-Gelegenheit.
Ein absoluter Sieg der Spanier gegen meinen sentimentalen Favoriten Russland.

Vom Gesetz der Serie her betrachtet ist die Chance groß, dass Deutschland nach bislang durchwachsenen Leistungen – wieder mal – ein großes Finale gewinnt. Der Sieg gegen die Türken war sehr glücklich zustande gekommen. Immerhin hatte aber kein Schiedsrichter in dieses „Glück“ eingegriffen, wie es im Viertel-Finale der Fall gewesen war.
Das die Türken nach drei Siegen in letzter Minute in Folge gegen Deutschland NICHT in der letzten Minute ausgleichen würden, war mir von vornherein klar. Wann hat denn Deutschland das letzte Mal ein wichtiges Spiel in letzter Minute verloren? Eben. Der Sieg in letzter Minute bestätigte die Regel… Aber, Moment mal, und was war mit Italien 2006? Dieser Sieg erfolgte NICHT in letzter Minute, sondern zeichnete sich die ganze Verlängerung hindurch ab.

Wird Spanien ein weiteres Mal das Gesetz der Serie durchbrechen, und Europameister werden? Aufgrund der hervorragenden Leistungen – mit Ausnahme des Spiels gegen Italien natürlich – ist den Mannen alles zuzutrauen. Deutschland hatte als Turniermannschaft schon oft das Glück auf seiner Seite. Angefangen vom ersten WM-Titel gegen um drei Klassen stärkere Ungarn, über den ungerechtfertigten Elfmeter 1990, der ihnen gegen Argentinien den WM-Titel bescherte, bis zum EM-Titel 1996, als sie im Finale gegen bessere Tschechen durch ein Eiergoal höchster Güte gewannen.
Jede Serie – und wenn sie noch so kurios ist – kann durchbrochen werden. In diesem Sinne freue ich mich auf das Finale, und hoffe, dass die Spanier ihren Höhenflug gegen Deutschland fortsetzen können.

Ein kleines Detail am Rande: Im Schülerliga-Finale Österreichs besiegte die Polgarstraße im Finale Eisenstadt mit 5:3. Die Wiener Schule hatte zuvor in sechs Endspielen nur einmal gewonnen. Wenn das kein gutes Omen für Sonntag ist…

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