Sonntag, 28. September 2008

Wahlanalyse ohne Pfeffer, aber mit Orangen

Ja, es kostet schon ein bisschen Überwindung, die Ergebnisse der Nationalratswahlen in Österreich seriös zu analysieren. Vielleicht braucht es auch gar nicht mal so seriös zu sein…

Meine Wahlprognose war gar nicht mal so daneben. Die „Großparteien“ haben massiv an Zugkraft verloren. Zudem hat ein gewisser Herr Strache Stimmenzuwachs verbuchen können.
Doch diese Aspekte waren nicht schwer hervorzusagen. Deswegen widme ich mich großteils anderen Faktoren.

Leider haben die Grünen ein bisserl im Vergleich zur letzten Wahl verloren. Da sich die LIF wenige Tage vor der Wahl quasi selbst ein Haxel gestellt hat (ich behielt also auch mit der Prognose recht, dass die LIF den Einzug in den Nationalrat deutlich verfehlt), war die Vorstellung einer Ampel-Koalition eine unmöglich zu realisierende „Zukunftsvision“.

Die altväterische Art von Van der Bellen, und die Selbstdemontage des LIF ergaben in Summe zwei Ampellichter, von denen eines nur schwach leuchtet und das andere vom Strom genommen wurde. Faymann wirkt zu lehrbubenhaft, woran seine Präsenz im größten Kleinformat Österreichs nichts ändert. Molterer wiederum konnte mit seinem „Wunsch“, Erster zu werden, im besten Fall für ein paar Lacher sorgen. Strache polterte die üblichen Parolen.

Aber es gab eine Überraschung, die ich in meiner Prognose nicht einkalkuliert hatte. Die beschriebenen Gewinne und Verluste von Parteien folgten einer gewissen Logik, doch Herr Dr. Haider scheint plötzlich wieder über Kärnten hinausgehend Zugkraft zu haben. In Kärnten liegt die BZÖ jetzt wieder deutlich vor der SPÖ, aber dieser gesamtösterreichische eklatante Stimmenzuwachs im Vergleich zu 2006 stellt selbst den selbstherrlichen Herrn Strache in den Schatten, der in Anlehnung an einen langjährigen Mascherl-Träger der Vorstellung, als Vertreter der drittstärksten Partei im Bunde Bundeskanzler zu werden, einiges abgewinnen kann.

Insbesondere bei der „Elefantenrunde“ stellte Haider seinen „Kontrahenten“ Strache ganz klar in den Schatten. Ein möglicher Vizekanzler Strache wurde kurioserweise durch Haiders BZÖ verhindert. Rot/Schwarz unter Faymann/Pröll wird am Stillstand nur wenig ändern. Rot/Blau aber wäre zum Treppenwitz der Geschichte geworden. Herrn Dr. Haider sei Dank, dass anstatt einer politischen Langeweile und Bierzeltniveau wahrscheinlich nur die Langeweile übrig bleiben wird.

Eine Option neben den „Standardoptionen“ wurde nicht erwähnt. Zumindest habe ich darüber kein Wort gehört. Da sowohl Faymann als auch Van der Bellen mit der BZÖ nicht zusammenarbeiten können bzw. wollen (wurde jedenfalls so artikuliert), ist an eine Ampel SPÖ/GRÜNE/BZÖ kein Gedanke verschwendet worden. Tatsächlich ist der Kurs von Haider um einiges gemäßigter als jener von Strache, sodass durchaus einige Schnittpunkte zwischen den Vorstellungen dieser drei Parteien für die Zukunft Österreichs existieren mögen. Zudem hat Haider von seinen Versäumnissen der Vergangenheit gelernt, und warum sollte er bundespolitisch immer an der Kette gehalten werden?

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass meine Wahlprognose in diesem Falle weitgehend eingetroffen ist. War aber wie geschrieben keine Hexerei. Das ständige Gequassel von Strache punkto „Ausgrenzung“ holt keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Die Qual der Wahl hat wieder mal zu einer Situation geführt, die für die Bürgerinnen und Bürger Österreichs alles andere als rosig ist. Es wäre sicher hilfreich gewesen, wenn nicht so viele frustrierte oder an Politik desinteressierte Menschen den Gang zur Wahl boykottiert hätten…

Sehr nachdenklich stimmt zudem, dass die FPÖ bei den jüngeren Wählern bis zum Alter von 30 Jahren die Nase vorn haben.

Quo vadis Österreich?

Mittwoch, 24. September 2008

Wahlprognose und "Wunschdenken"

Wenige Tage vor den Nationalratswahlen in Österreich sind alle möglichen Wahlprognosen im Umlauf. Nur selten verhält es sich so, dass diese Prognosen auch nur annähernd eintreffen.

Ich mache mal eine Probe aufs Exempel und gebe meine höchstpersönliche Wahlprognose ab. Inwiefern diese vom Ergebnis abweicht, werde ich bald wissen.

Hier nun die nackten Zahlen:

SPÖ 29,0 %
ÖVP 28,5 %
FPÖ 17,5 %
GRÜNE 12,5 %
BZÖ 8,0 %
LIF schafft den Einzug in den Nationalrat nicht (2,5 %)

Und was wäre für Österreich eine gute Option? Welches Ergebnis könnte den Stillstand aufheben, und mehr Farbe ins Spiel bringen?

SPÖ 30 %
ÖVP 25 %
FPÖ 16 %
GRÜNE 15 %
BZÖ 6 %
LIF 5,5 %


Aller guten Dinge sind drei, und darum zum Abschluss noch der Mix aus höchstpersönlicher Wahlprognose und "Wunschdenken":

SPÖ 29,5 %
ÖVP 26,75 %
FPÖ 16,75 %
GRÜNE 13,75 %
BZÖ 7 %
LIF 4 %

Konkrete Ergebnisse folgen später. Wahlanalyse nicht ausgeschlossen.

Mittwoch, 17. September 2008

Paralympics-Tagebuch, Teil 2: Resümee

Die paralympischen Spiele haben aus österreichischer Sicht mit einem Sieg in einer der Königsdisziplinen geendet. Thomas Geierspichler hat im Rollstuhl-Marathon die beiden Japaner in Schach gehalten, und die vierte Goldmedaille für Österreich geholt.

Hervorzuheben ist weiters die Goldmedaille für Andreas Vevera im Tischtennis. Bis zu einem schrecklichen Unfall agierte der erfolgreiche Sportler beim WSC als Stürmer. Ein vielversprechendes Talent, das nunmehr im Behinderten-Sport Akzente setzt. Leider hat es im Teambewerb für ihn und seinen Partner nur zu Platz 4 gereicht.

Wie der intensiven Berichterstattung von ZDF und ARD zu entnehmen war, ist die Berichterstattung zehn Mal so hoch gewesen wie noch vor vier Jahren. Leider verhielt es sich so, dass zahlreiche Entscheidungen überhaupt nicht im Bild zu sehen waren, worauf die deutschen Sendeanstalten jedoch keinen Einfluss hatten. Im österreichischen Fernsehen habe ich nur extrem kurze Bildberichte gesehen, und weiters auch bislang keine Stellungnahme auf meine Anfrage erhalten.

Besonders spannend fand ich die Wettkämpfe im Rollstuhl-Rugby. Da ging es mit voller Kraft voraus, und insbesondere die Australier hatten eine Trumpfkarte in der Hand. Ein junger Mann namens Batt sorgte mit Einzelaktionen fast im Alleingang für Siege am laufenden Band. Erst im Finale gegen die US-Amerikaner wurde er in die Schranken gewiesen, sodass für Australien nur Silber herausschaute.

Die Sportler zeigten sich begeistert von der Atmosphäre und der Organisation. Das Veranstalterland eroberte doppelt soviel Goldmedaillen wie die im Medaillenspiegel zweitplazierten Briten. Waren dies tatsächlich die bislang besten und imposantesten paralympischen Spiele der Geschichte? Es bleibt der Wermutstropfen, dass die Herstellung von optimalen Bedingungen für die Sportler im Sinne des Behinderten-Sportes nur für diese paralympischen Spiele herangezogen wurde. Die zuvor stattfindenden olympischen Spiele waren dadurch gekennzeichnet, dass fast oder gar keine Menschen mit Handikap im olympischen Dorf, im Umkreis und scheinbar auch in der Stadt Peking aufzufinden waren. Sie blieben also irgendwo am Rand, und durften erst bei den paralympischen Spielen in Erscheinung treten.

Die Förderung von Menschen mit Handikap sollte eine Selbstverständlichkeit darstellen, und sich nicht nur auf den Sport (und da auch bei weitem nicht immer) reduzieren. Es gilt, viel mehr Möglichkeiten anzubieten, welche diesen schicksalsbehafteten Menschen Förderungen zuteil werden lassen. Das Angebot ist aus finanziellen Gründen beschränkt, und Einzelbetreuung etwa in Österreich eine Seltenheit.

Die quasi Nicht-Berichterstattung anlässlich der paralympischen Spiele 2008 seitens des ORF ist nicht nachvollziehbar.

Dienstag, 16. September 2008

Der Schüler Gerber


Heute ist der 100. Geburtstag von Friedrich Torberg, wobei der Autor diesen Festtag nicht erleben darf.

Ich verbinde mit dem begnadeten Schriftsteller in erster Linie seinen in sehr jungen Jahren geschriebenen Roman „Der Schüler Gerber“. Diese ausgezeichnete Geschichte stellt die Repressalien dar, der ein junger Mann in der Schule ausgesetzt ist. Ein Lehrer namens Kupfer setzt den Schüler Gerber so sehr unter Druck, dass er schließlich als letzten Ausweg den Selbstmord wählt.

Was in der Lebenswelt von Friedrich Torberg Lehrer gewesen sein mögen, die einen „Göttlichkeitsstatus“ aufweisen konnten, hat sich heutzutage längst in eine andere Richtung entwickelt. Nicht wenige Lehrer klagen jetzt über Handgreiflichkeiten und Psychoterror von Schülern. Schon zu meiner Schulzeit gab es immer wieder grobes Fehlverhalten von Zöglingen zu beobachten, die insbesondere Schüler piesackten, welche auf irgendeine Weise nicht in die Gesamtstruktur der Klassengemeinschaft passen sollten. Eine weitere Steigerung der Vorgangsweisen desillusionierter Schüler ist längst an der Tagesordnung.

Mobbing gegenüber Klassenkameraden, das oft dahin führt, dass die betroffenen Schüler gar nicht mehr die Schule besuchen wollen, ist keine Seltenheit. In einer Konsumgesellschaft, die Markenartikel zu Götzen erhebt, ist jeder noch nicht ausgewachsene Mensch als „Verlierer“ anzusehen, der bei der Kultivierung des Konsums nicht mitmacht oder – was wohl häufiger vorkommt – nicht mitmachen kann.

Die strenge Hand eines Lehrers, der ungehorsamen Schülern Strafen auferlegt, würde heutzutage für einen Skandal sorgen. Erst gestern aber wurde ich Zeuge eines Gesprächs zwischen zwei vielleicht 13-jährigen Mädchen, die sich gegenseitig schimpften und niedermachten, dass es eine „helle Freude“ war. Offenbar der übliche Ton, und nur eine Vorstufe der viel später möglichen Eskalation.

Friedrich Torberg, der auch ein ausgezeichneter Wasserballer bei der Hakoah war, bräuchte sich Anfang des 21. Jahrhunderts keine Sorgen darüber zu machen, gesellschaftsrelevante Themen aufzuzeigen. Der Irrsinn des Konsumismus, und die schon in Schüler-Köpfen eingeschraubte Vergötzung von Konsumgütern führt zu unfassbaren Zuständen in zahlreichen Schulen nicht nur in Österreich. Es gibt auch schon Sachbücher zu dieser Thematik, doch ein Roman, der in diesem Milieu spielt, und den Wahnsinn literarisch darstellt, könnte wohl nur Friedrich Torberg in angemessener Art und Weise gelingen.

Mit „Der Schüler Gerber“ hat er einen grandiosen Roman hinterlassen.

Montag, 15. September 2008

Paul Auster in Wien und ich gehe nicht hin!

Ich wurde in den letzten Tagen gleich von zwei netten Damen darauf hingewiesen, dass Paul Auster am 1. Oktober für eine Lesung in Wien auftritt. Vor einigen Monaten hätte ich noch davon geträumt, meinen Lieblingsautor live on stage zu sehen und zu hören, und nun…

war ich in Prag, habe ihn gleich drei Mal gesehen (davon einmal eine gute Stunde aus nächster Nähe), und werde diese Eindrücke wohl nie vergessen! Die besondere Atmosphäre eines kleinen Theaters lässt sich nicht mit dem aufgebrezelten Ronacher vergleichen.

Laut neuester Informationen verhält es sich so, dass die deutsche Übersetzung des neuesten Romans von Paul Auster „Man in the dark“ am 1. Oktober erscheinen soll? Zufall? Durchaus möglich. Für Paul Auster ist Zufall ein besonders wichtiges Thema, das er meisterlich darzustellen vermag.

Der 1. Oktober 2008 hat übrigens eine ganz spezifische Bedeutung. Darüber werde ich einiges zu erzählen haben. Mit Paul Auster hat es definitiv nichts zu tun.

Donnerstag, 11. September 2008

Paralympics-Tagebuch, Teil 1: Versäumnisse

Schon zum 13. Mal finden dieser Tage paralympische Spiele statt. Der ORF hat jeden Tag bis zum Abwinken von den kürzlich zu Ende gegangenen olympischen Spielen in Peking berichtet. Die in der gleichen Stadt stattfindenden paralympischen Spiele werden jedoch weitgehend übergangen.

Die nahezu völlige Ignoranz der paralympischen Spiele wirft die Frage auf, was sich der ORF dabei gedacht hat? Es geht nicht unbedingt darum, täglich mehrere Stunden zu berichten, aber so gut wie nichts zu zeigen? Geht es um Geld? Geht es darum, dass es der ORF versäumt hat, die Rechte der Ausstrahlung zu sichern oder geht es um andere Hintergründe? Vielleicht bekomme ich ja die Antworten darauf vom ORF selbst…

Wer Interesse für den Behinderten-Sport hat, ist aber nicht auf verlorenem Posten. Das ZDF berichtet nämlich täglich – abwechselnd mit der ARD – von den paralympischen Spielen. Jedoch ist der Fokus zu 95 % auf die deutschen Sportlerinnen und Sportler gesetzt. Es wäre wünschenswert, dass die Finali der Leichtathletikwettbewerbe, und ebenso jene im Blindenfußball, Rollstuhl-Basketball, Rollstuhl-Tennis und Rollstuhl-Tischtennis meinetwegen auch zeitversetzt gezeigt werden. Da ich ja nicht ständig vor der Glotze sitze besteht freilich die Möglichkeit, dass das Eine oder Andere ohnehin im Bild zu sehen war oder zu sehen sein wird.

Die Regeln in vielen Sportarten sind nicht nachvollziehbar. So gewinnt oft nicht jener Sportler, der eigentlich die beste Leistung vollbracht hat. Da verschiedene „Behinderten-Kategorien“ zusammengefasst sind, gibt es prozentuelle Auf- oder Abschläge, was nicht selten zu Verwirrung führt. Ein im Rollstuhl sitzender Diskuswerfer kann etwa Gold gewinnen, obzwar ein mit Prothesen agierender Kontrahent den Diskus fast doppelt so weit geschmettert hat…
Abgesehen von diesen Ungereimtheiten und der Tatsache, dass Peking erst anlässlich der paralympischen Spiele behindertengerecht gestaltet wurde (während der olympischen Spiele sollen überhaupt keine Menschen mit Behinderung dort gesichtet worden sein…), ist es allemal wunderbar, dass es die paralympischen Spiele gibt. Die unglaubliche Verbissenheit und das Siegen-Müssen, welches bei nichtbehinderten Sportlern oft obligatorisch ist, hat im Behinderten-Sport eine weitaus schwächere Ausprägung.

Falls ich Antwort vom ORF bekomme, werde ich davon berichten.

Donnerstag, 4. September 2008

Zentralfriedhofs-Führer

Der Wiener Zentralfriedhof eignet sich hervorragend zum Flanieren, zum Innehalten vom Trubel des Alltags und Berufslebens. Es gibt viele Möglichkeiten, diesen zweitgrößten Friedhof Europas zu entdecken. Die meisten Touristen und Friedhofsgänger beschränken sich auf die Ehrengräber, als hätte der Zentralfriedhof sonst nichts zu bieten. Aber so ist es nicht und kann es freilich nicht sein! Jeder Friedhofsbesucher kann den Zentralfriedhof auf individuelle Weise entdecken, und ich möchte mit diesem Friedhofsführer Anregungen zu individuellen Entdeckungsreisen geben.

Bestellbar über

http://www.amazon.de/o/ASIN/3940921483/028-0234078-1818157?SubscriptionId=0HWY02BHF2XQRSDYSG02 und

http://www.tredition.de/books/ID394?PageMethod=OpenCreation&creationId=394

Der am 16.2.2008 veröffentlichte Zentralfriedhofs-Führer ist zu meiner Freude seit Anfang an (mit einer nur sehr kurzen Unterbrechung) bis jetzt in den Top 10 der Verkäufe (Print books) des Publikationsnetzwerkes Tredition zu finden. Das macht Mut für weitere Sachbuch-Projekte!

Mittwoch, 3. September 2008

Was wäre, wenn

Plakate, Diskussionen im Fernsehen und zahlreiche Beiträge und Interviews in Qualitätszeitungen oder auch Schundblättern machen den letzten Eremiten in Hintertupfing darauf aufmerksam, dass Wahlkampf ist. Und es soll nicht vom US-amerikanischen Duell die Schreibe sein, sondern von der österreichischen Variante.

Ja, was wäre, wenn…

es zu einem „Überraschungsergebnis“ kommt, und die GRÜNEN deutlich zweistellig werden, das LIF locker den Einzug in den Nationalrat schafft (5 % Minimum), und Faymann den D-Bonus ausspielt und an die 35 % erreicht? Ja, dann wäre tatsächlich die Möglichkeit einer Ampelkoalition ROT-GRÜN-LIBERAL im Raum stehend. Nach sechs Jahren misanthropischer „Regierungsarbeit“ unter SCHWARZ-BLAU und nachfolgendem zweijährigem Stillstand könnte also vielleicht sogar etwas weiter gehen. Nur WAS wäre tatsächlich umsetzbar, und welchen „Umsturz“ mag es dann im Laufe nur weniger Jahre geben?
… eine Grundsicherung, die diesen Namen auch verdient
… ein humanes Fremdenrecht
… Schaffung von sinnvollen Jobs bzw. Umschulungsmöglichkeiten für Erwerbsarbeitslose nach deren Vorstellungen
… bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne für in Pflegeberufen tätige Menschen
… umfassende – auch soziale – Betreuung für alte, schwer kranke, bettlägrige Menschen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern
… Aufwertung von ehrenamtlicher Arbeit, und der Arbeit von Hausfrauen und alleinerziehenden Müttern/Vätern in Form von Bonifikationen
… monetäre und soziale Unterstützung von Menschen, die Angehörige pflegen
… Umstrukturierung der Lehrpläne aller Schultypen (weg mit dem unnötigen Ballast!) inklusive einer deutlichen Anhebung sportlicher Betätigung der Schülerinnen und Schüler
… und noch vieles mehr…

Was hier mit ein paar essenziellen Punkten angedeutet wird, mag für viele Menschen in Österreich – zumindest teilweise – eine Wunschvorstellung sein. Aber wäre es – im Fall des Falles – wirklich möglich, dass auch nur drei oder vier der erwähnten Punkte erfüllt werden?

Tja, und was wäre wenn…

das Szenario eintritt, das keine der beiden stimmenstärksten Parteien (voraussichtlich SPÖ und ÖVP) einen deutlichen Stimmenvorsprung erzielt, und zudem die FPÖ deutlich an Stimmen gewinnt? Käme es dann zu einer Wiederauflage des Irrsinns ÖVP/FPÖ oder doch nur wieder zum Stillhalteabkommen SPÖ/ÖVP oder ÖVP/SPÖ? Ja, und ein weiteres Horrorszenario wäre noch SPÖ/FPÖ.

Nur im Falle von SPÖ/FPÖ wäre ein absurder Umsturz denkbar. Die anderen Szenarien gab es schon, und da würde der Status quo nur beibehalten werden, was im Endeffekt ein paar verlorene Jahre wären.

Also, was wäre wenn SPÖ/FPÖ sich zusammenfinden würden?

… leichte Adaptionen des Fremdenrechts (die Richtung, tja…)
… die K-Zeitung als Polit-Barometer für einen längeren Zeitraum mit neuen Kolumnisten, die immer schon wussten, wie der Hase läuft
… Änderung des Strafrechts (die Richtung, tja…)
… kuriose Annäherungen in noch nicht bekannten Themata

Mehr will mir nicht einfallen. Eine schwarz-grüne Minderheitsregierung wird es wohl nicht spielen, und ob es da Gemeinsamkeiten gibt, na ja…




nicht wirklich…

Was wäre, wenn…

diese Wahl sowieso und überhaupt nichts ändern wird, sondern die Wirtschaft weiter das Sagen hat, und die Politik brav mitzieht? Das ist nicht mal eine Behauptung, da es den Tatsachen entspricht. Einen echten UMSTURZ kann es nur von unten nach oben geben, wenn die Menschen den Schwachsinn nicht mehr schlucken wollen, der von der Wirtschaft vorgegeben wird. Ja, eine ECHTE CHANCE kann sich nur ergeben, wenn Parteipolitik nicht als Maß aller Dinge gesehen wird. Wobei es freilich immer auch schlechter werden kann.

Was wäre, wenn…

die Bürgerinnen und Bürger Österreichs eine reine Protestwahl bestreiten würden, und ein unfassbares Ergebnis zustande kommt, das entweder SPÖ/GRÜNE/LIF zu einer Ampelkoalition machen könnte, oder aber eine der Kleinparteien als optionalen Koalitionspartner leuchten lassen mag? (BZÖ nehme ich aus dieser Berechnung heraus)

Fast alle Menschen wünschen sich, dass sich etwas ändert, aber wenn immer nur so gewählt wird, dass das Bestehende nur leicht adaptiert wird, bleibt alles beim Alten. Dieses Szenario sind die Österreicherinnen und Österreicher gewöhnt, und eine „Überraschung“ wäre es wohl nicht.

Doch was wäre, wenn…

endlich ein DEUTLICHES Zeichen der Gesamtbevölkerung im Sinne von –

JETZT IST ES ENDLICH AN DER ZEIT, DASS…

gesetzt wird? Am 28.9. werden wir es sehen…

Dienstag, 2. September 2008

Schulbeginn

Gestern hat in Wien wieder mal die Schulsaison für zahlreiche junge Menschen begonnen. Einige tausend in Österreich lebende Erdenbürger haben den allerersten Schultag hinter sich gebracht. Ein Zufall brachte es mit sich, dass ich gegen zehn Uhr vormittags einigen Kindern mit Schultüten begegnete, welche teilweise sogar von beiden Elternteilen begleitet waren.

Hervorstechend eine mickrige Schultüte im Besitz eines Knaben, dessen Mutter sich in hochhackigen Markenschuhen vorwärts quälte. Der Knabe machte keinen glücklichen Eindruck, dafür knickte Madame bei fast jedem Schritt ein. Oh, wie werden sich da die Muskeln freuen!

Was aber wird die Mädchen und Knaben erwarten, die erst gestern in das Schulleben eintraten? Hat die Lehrerin oder der Lehrer auch auf ihre Tafel gleich in der ersten Stunde geschrieben: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!“ Wäre schön, wenn es wahr wäre. Aber was heißt Leben? In erster Linie, worüber die kleinen Menschen glücklicherweise noch nicht ausreichend Bescheid wissen, Erwerbsarbeitsleben. Die Arbeitsgesellschaft wird frühestens in 9, spätestens in vielleicht 20 Jahren in den meisten Fällen ihren Tribut von ihnen fordern. Dann werden sie vielleicht einmal genug Geld haben, um der Gattin Markenschuhe oder dem Ehemann eine goldene Krawattennadel zu schenken! Sind das nicht fantastische Aussichten?

Das Leben besteht nicht nur aus Erwerbsarbeit, aber darauf werden die jungen Menschen tatsächlich über Jahre vorbereitet. Schließlich bedarf es dem Gelderwerb, um überhaupt über die Runden kommen zu können. Leistung hat aber mit der Höhe des Einkommens schon lange nichts mehr zu tun, wenngleich es auch in diesem Zusammenhang noch Ausnahmen geben mag. Und der beste Schüler kann später auf der ganzen Linie – scheinbar – „scheitern“, wenn er nicht die richtigen Freunde hat, und Bedacht darauf legt, Seilschaften aufzubauen. Der schlechteste Schüler aber kann voll durchstarten, wenn das Gegenteil der Fall ist oder überhaupt der Papa oder (im Sinne der Gleichberechtigung) die Mama alles richten wird.

Die jungen Menschen lernen nur wenig von der Realität, wie sie auf der Welt nun mal gegeben ist. Sie werden nur darauf hin „geschult“, sich anzupassen, und die geltenden Regeln einzuhalten. Das Ergebnis ist bekannt: Die Arbeitsgesellschaft mit ihren Regeln bestimmt für die meisten Menschen ihr Leben. Aber muss das sein? Wäre doch toll, wenn die Schülerinnen und Schüler tatsächlich für das Leben lernen könnten! Für ein Leben, das nicht nur darauf ausgerichtet ist, in die Position zu kommen, ein zahlungskräftiger Konsument zu sein.