Donnerstag, 11. September 2008

Paralympics-Tagebuch, Teil 1: Versäumnisse

Schon zum 13. Mal finden dieser Tage paralympische Spiele statt. Der ORF hat jeden Tag bis zum Abwinken von den kürzlich zu Ende gegangenen olympischen Spielen in Peking berichtet. Die in der gleichen Stadt stattfindenden paralympischen Spiele werden jedoch weitgehend übergangen.

Die nahezu völlige Ignoranz der paralympischen Spiele wirft die Frage auf, was sich der ORF dabei gedacht hat? Es geht nicht unbedingt darum, täglich mehrere Stunden zu berichten, aber so gut wie nichts zu zeigen? Geht es um Geld? Geht es darum, dass es der ORF versäumt hat, die Rechte der Ausstrahlung zu sichern oder geht es um andere Hintergründe? Vielleicht bekomme ich ja die Antworten darauf vom ORF selbst…

Wer Interesse für den Behinderten-Sport hat, ist aber nicht auf verlorenem Posten. Das ZDF berichtet nämlich täglich – abwechselnd mit der ARD – von den paralympischen Spielen. Jedoch ist der Fokus zu 95 % auf die deutschen Sportlerinnen und Sportler gesetzt. Es wäre wünschenswert, dass die Finali der Leichtathletikwettbewerbe, und ebenso jene im Blindenfußball, Rollstuhl-Basketball, Rollstuhl-Tennis und Rollstuhl-Tischtennis meinetwegen auch zeitversetzt gezeigt werden. Da ich ja nicht ständig vor der Glotze sitze besteht freilich die Möglichkeit, dass das Eine oder Andere ohnehin im Bild zu sehen war oder zu sehen sein wird.

Die Regeln in vielen Sportarten sind nicht nachvollziehbar. So gewinnt oft nicht jener Sportler, der eigentlich die beste Leistung vollbracht hat. Da verschiedene „Behinderten-Kategorien“ zusammengefasst sind, gibt es prozentuelle Auf- oder Abschläge, was nicht selten zu Verwirrung führt. Ein im Rollstuhl sitzender Diskuswerfer kann etwa Gold gewinnen, obzwar ein mit Prothesen agierender Kontrahent den Diskus fast doppelt so weit geschmettert hat…
Abgesehen von diesen Ungereimtheiten und der Tatsache, dass Peking erst anlässlich der paralympischen Spiele behindertengerecht gestaltet wurde (während der olympischen Spiele sollen überhaupt keine Menschen mit Behinderung dort gesichtet worden sein…), ist es allemal wunderbar, dass es die paralympischen Spiele gibt. Die unglaubliche Verbissenheit und das Siegen-Müssen, welches bei nichtbehinderten Sportlern oft obligatorisch ist, hat im Behinderten-Sport eine weitaus schwächere Ausprägung.

Falls ich Antwort vom ORF bekomme, werde ich davon berichten.

Keine Kommentare: