Samstag, 20. Dezember 2008

Gedanken zum vierten Advent, Mt 6,24

Ein exklusiver Plattenvertrag für Mönche erschütterte die Pop-Industrie. Die singenden Zisterzienser vom Stift Heiligenkreuz schafften es sogar ganz nach oben in die Verkaufscharts. Dann gab es auch noch einen Auftritt zweier Beteiligter an diesem Erfolg bei Thomas Gottschalk. Aus den unglaublichen Verkaufsziffern wurde die Frage abgeleitet, ob denn die Menschen weit spiritueller sind als gemeinhin angenommen oder aber durch die Gesänge der Mönche die spirituelle Ader in Menschen erweckt werden? Tatsächlich ist es vielleicht doch nur so, dass das Marketing besonders gute Arbeit geleistet hat, und aus diesem Grunde eine kleine Euphorie rund um das Chant-Album entstand…

Singende Mönche müssen keine spirituellen Geister erwecken. Vielleicht fühlen sich religiöse Menschen, Atheisten und Agnostiker gleichermaßen von der Schönheit des Gesangs angezogen, der die Seele beruhigt, und dem Geheimnis des Lebens auf der Spur ist. Eine Sehnsucht nach Spiritualität werden nur die wenigsten Menschen abstreiten können. Spiritualität führt über den Menschen und seine Alltagsprobleme hinaus. Spiritualität ist innere Zugewandtheit zu den nicht erklärbaren Phänomenen, die Schöpfung und lebendige Wesen ermöglichte. Spirituelle Menschen sind längst aus sich selbst heraus gelangt, und bereit, inneres Wachstum zu forcieren, der nicht von Selbsterkenntnis und Selbstzufriedenheit abhängt. Das Leben ist mehr als Selbstbespiegelung und künstliches Wirtschaftswachstum. Die singenden Mönche eröffnen den Zuhörern einen Zugang zu inneren Wachstumsmöglichkeiten abseits übermäßig beschrittener Pfade. Eine Tür mag geöffnet werden, doch den Weg beschreiten müssen die Menschen selbst.

Musik kann Herzen öffnen, Musik kann tiefe Verbundenheit mit dem Leben und der Schöpfung offenbaren und signalisieren. Musik kann mehr als jede andere Kunst innere Blockaden lösen. Es müssen keineswegs singende Mönche sein. Seit zwei Jahren, als ich die Band zum ersten Mal live miterlebt habe, bin ich essenziell mit der Musik von „Klee“ verbunden. Die Leadsängerin schreibt fast alle Texte selbst, und ist für die Kompositionen verantwortlich. Texte und Kompositionen passen fast schon gespenstisch kongenial zueinander. Das äußerte sich schon im ersten Album mit dem Titelsong „Unverwundbar“.
Unglaublich, ja zum Teil überwältigend sind die Songs des zweiten Albums „jelängerjelieber“. Die innere Anteilnahme an den meisten Songs haut mich fast vom Hocker. Ich denke, dass jeder Mensch auf bestimmte Musik besonders sensibel reagiert. Warum es bei mir „Klee“ ist, warum bei – scheinbar – so vielen Menschen die Zisterzienser Mönche ist eines von vielen Rätseln, die einer Auflösung harren.

Jesus vermochte es, Menschen – mal metaphorisch ausgedrückt – mit ihrer inneren Musik in Verbindung zu bringen. Jeder Mensch kann seine eigene Saite in sich erklingen lassen, die ihn durchs Leben und immer tiefer ins Sein trägt. Die vollkommenste Harmonie, die der Mensch in sich erklingen lassen kann, lässt ihn mit Gott verwachsen. Jesus war tief mit Gott verbunden, und erhob die Beziehung des Menschen zu Gott zum wichtigsten Gut. Kein Gut, dass auf einer materiellen Basis beruht. Entweder Gott oder der Mammon. * Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Wenn der Mensch in den meisten Fällen den Mammon wählt, führt dies zu den schrecklichen Verhältnissen, wie sie nunmehr auf der Erde existieren. Hungernde, frierende Menschen. Vernichtung von Kulturen, Tierarten, Pflanzenarten. Ausbeutung und Entwürdigung von Menschen. Jesus war sich dessen bewusst, dass jeder Mensch die Wahl hat. Es liegt an jedem Einzelnen, die Konsequenzen seiner Entscheidung zu bedenken, und im Fall des Falles vielleicht zu einer anderen Wahl zu gelangen.

* „Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“
– Mt 6,24

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