Dienstag, 17. März 2009

Literatur-Universum, Teil 7: Josef Winkler

Bücher getauscht habe ich in meinem ganzen Leben erst einmal, und hierbei gelangte ich in den Besitz von „Friedhof der bitteren Orangen“. Dafür gab ich einem jungen Mann „Ariel“ von Sylvia Plath.

Es ergab sich, dass wir beide unsere Bücher nicht mehr zurückbekamen, und nunmehr also ein tatsächlicher Büchertausch als vollzogen gilt. Beide Werke tauchen in die Abgründe der menschlichen Existenz hinab, und hanteln sich durch Gegenden, in denen das Grauen herrscht. Ich nahm mir den Roman von Josef Winkler mit in den Urlaub nach Griechenland, und las ihn mit wachsendem Erstaunen.

Die Konfrontation mit Romanen und Erzählungen von Josef Winkler hat immer eine tragische Komponente an sich. Hier wird keine heile Welt erzählt, hier spielen sich Dramen ab, die sich in den Köpfen der Leser festsetzen. Es geht um Selbstmord, Leichenverbrennungen, Tod, Ängste, Missbrauch und traumatische Erfahrungen. Josef Winkler arbeitet punktgenau, und jeder Satz signalisiert eine in sich geschlossene Welt. Nichts ist dem Zufall überlassen, alles drängt in die Welt hinaus und will beschrieben sein.

Josef Winkler zählt zweifellos zu den erstaunlichsten Autoren im deutschsprachigen Raum. Seine Sprache macht Schaudern, geht weit über das hinaus, was zwischen Buchdeckeln eingezwängt ist. Die Fantasie des Lesers kann sich in Gebiete vorarbeiten, wo der Wahnsinn regiert. Positive Erkenntnisse stellen sich dann ein, wenn die Geschichten nicht dazu verführen, zu tief in die Abgründe von tragischen Lebensentwürfen hineingezogen zu werden.

Ich habe neben „Friedhof der bitteren Orangen“ nur wenige Romane von Josef Winkler gelesen. Der Drang, das Buch zuzuklappen, und die Lektüre abzubrechen, war und ist nie so stark wie bei Romanen von Josef Winkler. Es ist teilweise schwer auszuhalten, doch es kann ein Gewinn sein. Jeder Leser mag seinen eigenen Zugang zu diesem Autor finden.

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